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1.5 3.6.2. Objektorientierte Analyse und objektorientierter Entwurf
Während bei der objektorientierten Programmierung bereits 'der Stein ins Rollen' gekommen ist, sieht es in den vorgelagerten Phasen mit der Objektorientiertheit noch bescheidener aus. Keramidis [Kera 91] hat in einer Diskussion zur CASE-Entwicklung folgende Einsch-tzung gegeben:

                                         damals     1998      2002
  Objektorientierung             --        -         +
Dies liegt zum einem daran, daß die objektorientierte Idee für Analyse und Entwurf erst relativ spät aufgegriffen wurde, und zum anderen daran, daß sich Objektorientierung in der großen Mehrzahl der verfügbaren Publikationen fast ausschließlich als objektorientiertes Programmieren präsentiert. Sowohl in der Literatur als vor allem auch in der Praxis der Software-Entwicklung spielen noch immer die Methoden der strukturierten Analyse und des strukturierten Entwurfs die entscheidende Rolle. Aber immerhin ist auch bei den objektorientierten Methoden schon einige Arbeit geleistet worden, siehe z.B. [CoYo 90], [CoYo 91], [ShMe 89]. Stoyan [Stoy 89] kennzeichnet objektorientierte Systementwicklung wie folgt: Objektorientierte Systementwicklung bedeutet Modellierung der Anwendungs welt: Die real-physikalischen Objekte - aber auch abstrakt konstruierten - dieser Welt werden durch Software-Objekte modelliert. [Stoy 89] Die folgenden Schritte sind beim objektorientierten Entwurf vorzunehmen: 1. Bestimmung der Objektklassen 2. Bestimmung der Grundoperationen (Konstruktion, Selektion, Modifikation, Attribution, Vergleich, Konversion) für jede Objektklasse 3. Bestimmung der Systemfunktionen durch Zuweisung von Operationen an eine Objektklasse 4. Implementation der erarbeiteten Operationen durch erneuten objektorientierten Entwurf eine Ebene tiefer 5. Abstieg bis zur Maschinen- /Programmiersprachebene Objektorientiertes Arbeiten erfordert, wenn es erfolgreich sein soll, einen gewissen Bruch mit bisherigen Vorgehensweisen. Dazu Taylor [Tayl 91b]:
... the question was "What is the worst thing you can do if you want to get the full benefits of object technology ?" ... the correct answer was "Apply the standard development lifecycle"
Objektorientiertes Arbeiten nimmt aber auch bisherige Arbeitsweisen in sich auf. Auch hierzu Taylor [Tayl 91b]:
Note, however, that I did not advocate throwing out all the traditional stages. You can't build quality software without doing solid requirements analysis and good system design, nor can you blithely ignore the minor nuisances of testing and maintenance. The trick is to keep all the traditional stages but to apply them individually to every class, model, and application you build. This technique allows you to reuse not just code but all the analysis, design, testing, and maintenance that went into the lower levels of your system.

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